Seit über 5 Jahren arbeiten wir zusammen mit der WWK daran, das bestehende COBOL/BS2000-Host-System abzulösen. Die finale Abschaltung ist keine Frage mehr von Jahren, das wird in den nächsten Tagen geschehen. Seit dem 29.02.2024 sind keine relevanten Daten mehr auf dem Host. Alle Versicherungsverträge sind migriert worden. Ich möchte hier ein paar Einblicke in das Vorhaben geben.

Volldampf von Anfang an

Nachdem es zuvor schon erste Aktivitäten gegeben hatte, startete das Projekt „HEXIT“ (Host-Exit) bei der WWK offiziell 2019. Viele Versicherer haben ähnliche Vorhaben gestartet oder haben das noch vor der Brust. Besonders ist allerdings der Zeitrahmen. Von Anfang an wurde Ende Februar 2024 als unverrückbarer Zieltermin gesetzt. Das überrascht vielleicht, da andere Versicherer hier durchaus mehr Zeit einplanen oder eingeplant haben. Der Termin war nicht willkürlich gesetzt, die Hardware für den Host wird immer nur geleast. Es galt zu vermeiden, einen weiteren sehr kostspieligen Leasingvertrag – meist gleich für mehrere Jahre – abschließen zu müssen. Der andere treibende Faktor war aber auch schon 2019 klar spürbar.  Die Experten für diese Technologie wurden auch bei der WWK immer älter und haben sich über die Jahre sukzessive in den Ruhestand verabschiedet. Es war also nicht nur eine Kostenfrage – es schlummerte auch das Risiko, dass das System früher oder später nicht mehr selbst betrieben werden kann.

Archäologie

Wenn ein mehr als 50 Jahre altes System abgelöst werden soll, sollte jederzeit mit Überraschungen gerechnet werden. Die WWK hatte zwar in Summe noch sehr viel Knowhow zu den alten Versicherungstarifen und der Abbildung auf dem Host-System, aber manche Details kamen erst nach und nach ans Licht. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn die Geschäftspläne zur Beschreibung der Kalkulation der Tarife teilweise bereits jahrzehntealt sind und zunächst einmal digitalisiert werden müssen. Spannend war auch die Tarif-Vielfalt, mit Tarifen die heute kaum noch jemand kennt. Wer schließt heute noch eine Heiratsversicherung ab?

Wie soll migriert werden?

Eine entscheidende Frage war natürlich auch, wie eigentlich migriert werden sollte. Hier gab es eine Vielzahl von Varianten – von der Virtualisierung auf anderer Hardware über die Portierung des Codes bis hin zur Neuentwicklung. Die WWK hatte sich dazu entschlossen, die unzähligen Funktionalitäten in bestehenden oder auch neuen Systemen erneut zu implementieren. Der Versicherungskonzern brachte dafür die besten Voraussetzungen mit, da immer noch vergleichsweise viel fachliches und historisches Knowhow im Unternehmen verblieben war. Das galt es zu nutzen, bevor auch die Kollegen sich in den Ruhestand verabschiedeten. So hatten wir beispielsweise für die Migration der Lebensversicherungsverträge keine einzige Zeile Cobol-Code gesehen. Wir hatten die Logik auf Basis der fachlichen Anforderungen nachimplementiert. Das brachte den großen Vorteil, dass auch die Alt-Tarife jetzt die gleichen technischen Strukturen nutzen wie die aktuellen Tarife. Somit gibt es nun wiederum viel Wissen zu den Tarifen. Das ist auch nötig, da selbst die migrierten Verträge zum Teil noch beträchtliche Restlaufzeiten haben.

Eine starke Gemeinschaft

Das ist das Motto der WWK: Eine starke Gemeinschaft. Und es ist eben nicht nur eine Floskel. Das Projekt zur Hostablösung konnte nur gelingen, weil alle an einem Strang gezogen haben. Wenn euch das Thema interessiert, schaut gern in die aktuelle Ausgabe (02/2024) der IT Spektrum (auch online verfügbar unter https://www.sigs.de/artikel/ein-weg-aus-der-legacy-steinzeit). Hier wird insbesondere die Migration der Lebensversicherungen beleuchtet.