Wenn ich mein Haus sanieren und gleichzeitig weiter drin wohnen möchte, muss ich mich gut organisieren. Ich brauche einen Plan, welche Räume ich zuerst angehen möchte und wie lange der ganze Umbau ungefähr dauern soll. Die benötigten Materialien müssen eingekauft werden. Und ich muss einplanen, welche Verzichte ich für diese Zeit eingehen muss, gerade wenn es sich um die Modernisierung von Badezimmer und Küche handelt. Da muss ich einige Zeit auf reichlich Komfort verzichten. Und ich habe unterwegs mit jeder Menge Dreck, Staub und Problemen zu kämpfen. Das ist sicher. Geräuschlos läuft eine Sanierung nicht ab.
Ähnliche Überlegungen sind auch nötig, wenn eine Firma umstrukturiert werden soll. Welcher Bereich wird zuerst betrachtet, welche Ressourcen werden benötigt und gebunden. Und wie viel Staub wird aufgewirbelt? Auch hier haben wir die Gegebenheit, dass das Unternehmen grundsätzlich weiterlaufen muss. Keine Firma kann sich für ein Jahr vom Markt zurücknehmen, sich in Ruhe umstrukturieren und dann gut sortiert und abgestimmt neu anfangen. Das Daily Business muss parallel zu den Umstrukturierungsplänen ablaufen. Das erfordert gute Abstimmung und konsequente, transparente Maßnahmen. Unruhe kommt durch die Veränderung von ganz alleine.
Warum nicht alles parallel gleichzeitig bearbeiten?
Wenn ich alle Maßnahmen parallel laufen lasse, dann ist es doch schnell geschafft! Dieser Gedanke scheitert schnell an der Realität. Bei unserem Beispiel Hausumbau: Alle Räume sind gleichzeitig in Bearbeitung. Und wo wohne ich dann? Wo schlafe, esse oder ruhe ich mich aus? Gerade wenn die Sanierung neben dem eigentlichen Job gemacht wird, brauche ich Ruhezonen und Routinen. Sonst halte ich eine monatelange Sanierung nicht aus. Bei unserem Beispiel der Firmenumstrukturierung: Wer arbeitet noch im Tagesgeschäft, wenn alle mit dem Wandel beschäftig sind? Die Wertschöpfung des Unternehmens muss weiterlaufen und das Geld verdient werden. Unsere Kunden würden sich ansonsten bedanken! Auch dafür brauche ich Ruhezonen und Routinen, also bewährte Prozesse, damit nicht zu viel Chaos und Fehler entstehen. Neues macht zunächst einmal langsam, bis daraus eine neue Routine entstanden ist.
Was, wenn Probleme auftauchen?
Wenn bei unserer Hausrenovierung im Badezimmer etwas nicht so problemlos klappt, wie gewünscht, würde ich dann aufgeben? Und mir stattdessen ein neues Zimmer vornehmen und die leckende Leitung einfach so liegen lassen? Ich denke nicht. Denn es würde noch mehr Probleme hervorrufen und meinen Gesamtplan noch mehr verzögern. Gerade mein Badezimmer möchte ich schnellstmöglich wieder benutzen. Ich würde also eher meine Energie auf das Problem fokussieren und mir, wenn nötig Hilfe dazu holen, um mein Problem schnell in den Griff zu bekommen.
Warum passiert aber bei einer Organisationsentwicklung gern mal das Gegenteil? Da tritt ein größeres Problem in einem wichtigen Bereich auf, aber anstatt dieses konsequent mit allen Kräften zu lösen, wird ein neues Spielfeld aufgemacht. Warum wird so etwas gemacht? Weil man das Problem nicht in Gänze sehen möchte? Oder sich vor den unangenehmen Konsequenzen einer Lösung fürchtet? Ich stelle so ein Verhalten in der Praxis leider immer wieder mit Schrecken fest. So kommen wir zum Klassiker, mehrere Dinge parallel umstrukturieren zu wollen. Das Thema hatten wir im letzten Absatz schon. Daher ist mein ganz klarer Wunsch an Unternehmen: Bearbeitet eure Probleme bei der Umstrukturierung bis zum Ende! Kämpft euch durch die Durststrecken (wenn alles mal wieder nicht so schnell geht, wie von der Unternehmensleitung gewünscht) und schafft mit vereinten Kräften das scheinbar Unmögliche. Eure Mitarbeiter und Kunden werden es euch am Ende danken.