Was ist denn hier schon wieder los? Manchmal wundere ich mich, worüber sich erwachsene Menschen bei der Arbeit streiten können. Mal geht es um einen Kaffeebecher oder einen Stift, mal um ein Worddokument oder eine Exceltabelle. Sie streiten darüber wem der Gegenstand gehört, wer ihn wie benutzen darf, wie er gestaltet werden soll usw. Mit Abstand betrachtet, wirkt so ein Streit oft unnötig. Denn worum geht es da schon groß, denkt sich ein Außenstehender, das sind doch nur Peanuts. Wenn man sich solche Situationen aber mal genauer anschaut, kommt darunter einiges zutage.

Was finden wir unter der Oberfläche?

Solche banalen Streits sind oftmals nur ein Teil der ganzen Situation. Der Teil, den jeder sehen kann, der offen ausgetragen wird. Solche Situationen werden Stellvertreterkonflikte genannt. Die Bezeichnung Stellvertreter kann für den Inhalt eines Konflikts oder die Protagonisten benutzt werden. Zum Beispiel haben zwei Personen ein Problem miteinander, welches sie aber nicht konkret benennen können oder wollen und streiten sich dann über banale Dinge. Das ist für sie einfacher als den eigentlichen Konflikt auszutragen. In einer anderen Situation hat ein Mitarbeiter ein Problem mit seinem Chef, welches er nicht mit ihm lösen kann und streitet sich stattdessen mit einer Kollegin über die Präsentation oder mit seiner Ehefrau über neue Sofakissen.

Ventil gefunden – alles gut?

In beiden geschilderten Situationen wurde ein Ventil für Druckablass gefunden. Aber ist das so sinnvoll? Von meiner Seite gibt es dazu ein klares NEIN. Wenn Konflikte, und zwar die echten, die tiefgründigen, nicht aufgelöst werden, sind sie wie ein Schwelbrand. Sie breiten sich mit der Zeit beständig aus. Und zusätzlich werden durch den vergrößerten Radius andere Personen in den Konflikt hineingezogen. Sie werden als Schaulustige oder Verbündete Teil des Geschehens. Das ist menschlich höchst unfair, finde ich. Unternehmen kosten solche ungelösten Konflikte zudem viel Geld, weil sich die Mitarbeiter mit Streitigkeiten, negativen Emotionen und Widerständen beschäftigen, anstatt mit ihrer Arbeit.

Ein Plädoyer für mehr Mut

Auch ich mag Konflikte und Streitigkeiten grundsätzlich nicht, lieber wäre mir ein harmonisches zusammen arbeiten und leben. Allerdings habe ich gelernt, dass es zwar anstrengend ist, in die Konflikte einzutauchen, aber danach sind sie gelöst! Was ist das für ein tolles Gefühl, wenn sich ein negatives Thema in Luft auflöst! Wie viel Energie da frei wird, einfach herrlich. Das empfinde ich als allemal besser, als in einer Dauerschleife negativer Belastung festzuhängen. Ich möchte mit diesem Blogbeitrag Menschen in Konfliktsituationen Mut zusprechen: Beschäftigt euch mit dem eigentlichen Grund der Situation, auch wenn es schmerzt. So habt ihr eine Chance auf wirkliche Freiheit und Energie. Führungskräfte und Kollegen in Unternehmen: Lasst Konfliktsituationen nicht einfach so laufen. Unterstützt Kollegen bei der Auflösung!