Mein Kollege Tim Bäßler ist Agile Master bei uns. Im Folgenden gibt Tim uns einen Einblick in seinen Alltag:

Also, was macht denn der Agile Master (AM) eigentlich so den ganzen Tag? Kurz zum Begriff: Die Bezeichnung Agile Master ist vergleichbar mit der Rolle des Scrum Masters. Diese Rolle unterstützt den Produktverantwortlichen (Product Owner), sowie das Entwicklungsteam bei seiner Selbstorganisation mit agilen Methoden (Ziel: High Performance Team).

Das Wichtigste vorab: einen ganz klassischen Tag gibt es nicht. Zumeist beginnt der Tag mit dem Stand-up (Daily), wo das Team zusammenkommt und den Tagesplan bespricht. Ja, ich weiß, da hat der Agile Master laut Scrum-Theorie keinen Job oder Anwesenheitspflicht (höchstens auf die Zeit achten, laut Theorie 15 Minuten), aber aufgrund des Remote Arbeitens und bspw. der Schaffung von Transparenz hinsichtlich des Fortschritts bin ich immer dabei.

Also, im Daily um 9 Uhr bringt eine Entwicklerin ein Hindernis („Impediment“) zur Sprache, welches ihre Arbeit blockiert und dringend gelöst werden muss. Dafür setzen wir uns im Nachgang zusammen und finden eine Lösung. Vor der Mittagspause steht die regelmäßige Feedbackrunde an, in der sich alle aus dem Team je 5 Minuten vorbereitetes, konstruktives Feedback geben. Diesen Raum zu schaffen ist für mich wichtiger Bestandteil meines Jobs.

Der Nachmittag startet mit dem letzten Team-Termin, der Betrachtung der aktuellen Geschwindigkeit des Teams. Wo können wir besser werden? Was hat uns aufgehalten oder blockiert? Diese Fragen müssen von mir regelmäßig gestellt werden, da es mein Job ist die Team Perfomance kontinuierlich zu verbessern.

Teamebene vs. Unternehmensebene

Die letzten Stunden des Tages lasse ich das Entwicklungsteam in Ruhe Software entwickeln. Nun beschäftige ich mich mit Themen, die auf der Unternehmensebene liegen, zum Beispiel mit der Frage, wie unsere Teams insgesamt besser zusammenarbeiten können. Gibt es evtl. in den Teams ähnliche Probleme, welche wir Agile Master übergeordnet adressieren (Transparenz dazu schaffen!) müssten? Zurzeit machen wir beispielsweise sogenannte „Health Checks“ in den Teams, um Antworten auf solche Fragen zu finden. Dort schauen wir uns mit den Teams verschiedene Bereiche wie bspw. „Geschwindigkeit“ an und untersuchen, was uns schnell und was uns langsam macht.

Es gibt also die Teamebene, aber genauso ist es Aufgabe des Agile Masters auf Unternehmensebene Agilität weiter voranzutreiben. Das heißt konkret, falls ein Agile Master ein übergreifendes Problem identifiziert wird dies im AM-Austausch besprochen und es werden Maßnahmen ergriffen. Entweder wird das Problem selbst durch die Agile Master gelöst oder an den entsprechenden Personen adressiert bzw. transparent gemacht.

Neben dem Daily, Terminen zur Geschwindigkeit und Feedback, sowie den Diskussionen im AM-Kreis schaue ich zum Abschluss des Tages (auch immer wieder zwischendurch) auf das Teamboard, um eventuelle Hindernisse zu erkennen und spätestens im nächsten Daily zu besprechen. Das könnten dann Fragen sein, wie z.B. „Ist das Impediment so groß, dass es das Sprintziel gefährdet? Was müssen wir tun, um das Impediment zu beseitigen? Was kann ich als Agile Master tun, um euch dabei zu unterstützen?“ Solche Fragen werden von mir an die Entwickler gestellt.

Der geschilderte Tagesablauf ist nur ein möglicher von vielen. An anderen Tagen finden beispielsweise Planungstermine mit dem Team statt, oder es werden sogenannte Retrospektiven abgehalten, in denen die Arbeit des Team reflektiert wird und mögliche Verbesserungen im Prozess identifziert werden. Ich muss mich immer wieder selbst fragen, welches Thema als nächstes zu bearbeiten ist, um das Entwicklungsteam und den Product Owner optimal bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Gerade diese Unklarheit, was den Tagesplan angeht, macht den Job aber immer wieder herausfordernd und abwechslungsreich für mich.