Kontext

Mein Job als Manager in einer Softwareentwicklungsorganisation bringt es mit sich, dass ich einen wesentlichen Teil meiner Arbeit in Besprechungen verbringe. Das war schon vor der Corona-Pandemie so und hat sich auch seit dem nicht geändert. Was sich geändert hat, ist, dass wir seit eineinhalb Jahren komplett remote Arbeiten. Dies bedeutet für mich, dass meine Besprechungen seither als Videokonferenzen stattfinden. Die Übertragung von Video bringt dabei einen großen Mehrwert gegenüber reinen Telefonkonferenzen. Dennoch ist eine gute Audioqualität essenziell für eine gute Besprechung. Nach meiner Beobachtung wird dieser Aspekt häufig unterschätzt. Daher möchte ich meine Erfahrungen in diesem Artikel mit euch teilen.

Disclaimer: Alle genannten Geräte habe ich entweder selbst gekauft oder über die Firma bezogen. Es handelt sich bei diesem persönlichen Erfahrungsbericht weder um bezahlte noch unbezahlte Werbung.

Aspekte

Folgende Aspekte habe ich betrachtet:

  • Audioqualität insbesondere Sprachverständlichkeit
  • Nebengeräusche
  • Echovermeidung
  • Tragekomfort

Audioqualität

Bei der Beurteilung der Audioqualität sind beide Richtungen zu betrachten, also wie gut ist das Mikrofon und wie gut sind die Lautsprecher? Wie gut klingt mein Gegenüber? Kann ich ihn gut verstehen? Wie gut klingt meine eigene Stimme? Bin ich gut zu verstehen?

Während die Qualität der Lautsprecher sehr unmittelbar erkennbar ist, ist es bei dem Mikrofon schwieriger. Wer von euch hat einmal verschiedene Teilnehmer in Videokonferenzen gefragt, wie gut die eigene Stimme klingt? Alternativ können wir eine Aufnahme unserer Stimme machen und diese abhören. Doch auch dies machen vermutlich die wenigsten ;-). Es lohnt sich jedoch meines Erachtens, sich der Wirkung verschiedener Setups bewusst zu sein und ggf. eine passende Auswahl zu treffen. Die Beispielaufnahmen am Ende des Artikels verdeutlichen die Problematik.

Nebengeräusche

Auch bei den Nebengeräuschen sind zwei Fälle zu betrachten. Zum einen stellt sich die Frage, wie das Mikrofon auf Nebengeräusche reagiert. Dies können andere Stimmen im Raum sein oder Lärm von der Baustelle vor dem Haus. Auch die Raumakustik spielt eine wichtige Rolle. Dies äußert sich beispielsweise in einem mehr oder weniger deutlich hörbaren Hall.

Auf der anderen Seite spielt es möglicherweise eine Rolle, wie gut das Headset Umgebungsgeräusche isoliert. Manche Headsets arbeiten mit ANC und blenden Umgebungsgeräusche weitgehend aus.

Echovermeidung

In seltenen Fällen passiert es in Konferenzen, dass von Teilnehmern ein Echo erzeugt wird, das absolut störend ist. Besonders bei der Verwendung von eingebauten Mikrofonen und Lautsprechern von Notebooks passiert dies gern. Interessanterweise scheint das MacBook Air (M1) relativ gut dagegen gerüstet zu sein.

Auch sogenannte Konferenzlautsprecher haben typischerweise eine eingebaute Echounterdrückung. Wer Echos gänzlich vermeiden möchte, sollte auf die Verwendung von Headsets zurückgreifen.

Tragekomfort

Wer am Tag mehrere Stunden in Webkonferenzen verbringt, lernt den Tragekomfort als wichtigen Aspekt zu schätzen.

Ohne Headset zu arbeiten, erfüllt diesen Aspekt natürlich am Besten. Das für mich persönlich am angenehmsten zu tragende Headset ist das Sennheiser MB Pro 1 Einohr Headset. Dies liegt sicher auch daran, dass dieses Gerät ursprünglich für Callcenter entwickelt wurde.

Beispielaufnahmen

Jabra Evolve 75

Das Jabra Evolve 75 ist ein On-Ear Kopfhörer und verfügt über einen Mikrofonarm.

Es hat einen guten Klang. Der Tragekomfort ist für mich nicht geeignet. Nach ein paar Stunden wird es sehr unangenehm auf den Ohren. Daher habe ich es schnell gegen das Sennheiser Headset getauscht.

Sennheiser

Das Sennheiser MB Pro 1 ist ein On-Ear Kopfhörer, der, wie der Name es verrät – nur auf einem Ohr sitzt. Das Headset verfügt über einen Mikrofonarm.

Die eigene Stimme klingt voll und gut verständlich. Durch den Mikrofonarm wird nur die eigenen Stimme und keine Umgebungsgeräusche aufgenommen. Es sitzt sehr leicht auf dem Kopf und ist daher angenehm zu tragen. Konstruktionsbedingt werden die Umgebungsgeräusche für den Träger des Headsets nicht ausgeblendet. Dies hatte in einer Sitzung den Effekt, dass ich gut zu verstehen war, selbst aber die anderen Teilnehmer aufgrund des Baustellenlärms um mich herum kaum verstanden habe.

AirPods Max

Der AirPods Max ist in erster Linie ein Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC). Sehr guter Klang, perfekter Tragekomfort und eine hervorragendes ANC machen ihn für mich zu meinem bevorzugten Reisebegleiter in der Bahn.

Als Headset ist der AirPods Max nur begrenzt geeignet. Die Stimme klingt dünn, in Konferenzsettings war ich teilweise schlecht zu verstehen. Darüberhinaus nimmt er relativ viele Geräusche im Raum auf.

MacBook Air

Die eingebauten Mikrofone und Lautsprecher von Notebooks sind eher mit Vorsicht zu genießen. Wenn ich in Videokonferenzen die bekannten Rückkopplungsschleifen erlebt habe, traten diese häufig im Zusammenhang mit der Verwendung der eingebauten Mikrofone auf.

Für mich es daher überraschend, wie gut die Echounterdrückung beim meinem MacBook Air funktionierte. Das Mikrofon nimmt etwas Raumhall auf und ist empfindlich bei Umgebungsgeräuschen. Daher ist der Einsatz nur bei ruhiger Umgebung zu empfehlen.

Es ist außerderm ratsam die Hände ruhig zu halten und möglichst nicht über das Gehäuse neben der Tastatur zu streifen. Der Effekt scheint bei den anderen Teilnehmern sehr unangenehm zu sein.

Aufnahme 1: Homeoffice, etwas Raumhall zu hören.

 

Aufnahme 2: Büro, wenig Raumhall, etwa gleicher Abstand beim sprechen.

 

Jabra Speak

Das Jabra Speak 410 ist ein sogenanntes Konferenzmikrofon. Es enthält einen Lautsprecher und ein Mikrofon. Der Anschluss an den Rechner erfolgt über USB. Sowohl Windows 10 als auch macOS erkennen das Gerät automatisch. Es ist daher sofort einsetzbar.

Dies ist mein bevorzugtes Setup im Einzelbüro. Wenn das Mikrofon nah genug aufgestellt ist, erzeugt es eine gute Verständlichkeit, vollen Klang, kaum Raumhall und eine gute Echounterdrückung.

Aufnahme 1: Abstand ca. 50 cm

 

Aufnahme 2: Abstand ca. 30 cm

 

Fazit

Das Audiosetup ist für gute Videokonferenzen mindestens genauso wichtig wie eine vernünftige Videokamera. Es lohnt sich daher, ein wenig über die Anwendungsszenarien nachzudenken, um das passende Setup auszuwählen.

Die gute Sprachverständlichkeit ist die Basisanforderung. Headsets mit Mikrofonarm erfüllen diese Anforderung in der Regel sehr gut. Auch die Echounterdrückung ist bei der Verwendung von Headsets naturgemäß kein Problem.

Wer lange Zeit in Videokonferenzen verbringt, wird Wert auf einen guten Tragekomfort legen. Hier spielt ein Konferenzmikrofon wie das von mir verwendete Jabra Speak seine Stärken aus.

Die Verwendung der integrierten Mikrofone von Notebooks ist aus meiner Sicht in der Regel nicht ratsam.