… und dann haben wir sie wieder: Die Riesensauerei in der Küche. Essen ist fein, aber überall Löschschaum und wieder muss man für ein leckeres Menü lange aufräumen. „Da ist doch so ein Knopf am Herd. Meinst du man kann den vielleicht zum Ausschalten nutzen? Wollen wir mal in der Bedienungsanleitung nachschlagen? Oh ja, lass uns irgendwann mal schauen, jetzt aber erstmal weiter das lecker Menü genießen.“
Soweit die absurde Analogie zur Produktion von Software, die mir letztens durch den Kopf schoss, als mal wieder Handeln im Notfallmodus verlangt wurde. Meistens läuft das dann so: Schnell eine kompetente Taskforce gebildet, die mit allen Kompetenzen ausgestattet das Nötigste retten soll. Wenn es dann gut läuft, hat man das Projekt gerettet und die Taskforce wird abgefeiert und wieder aufgelöst. Dabei entsteht gerade während der vermeindlichen Rettung der größte Schaden, obgleich alle zufrieden sind…
Machen wir doch mal eine Kurzanalyse…
Fehler Nummer eins ist die Auswahl der Taskforce. Meistens gestählte Gestalten, die das System in seinen Innereien kennen, ausgestattet mit dem Selbstbewusstsein und Ego eines Berggorillas. Sie setzen ihre Lösung um, welche das Problem zwar löst, aber auf vielen Seiten Kollateralschäden entstehen lässt. Dazu nehmen sie – schlimmstenfalls – am Ende noch unter Applaus den Jubel der Stakeholder entgegen, was sie zu einem vermeindlichen Vorbild macht. Man sorgt also mit einer solchen Auswahl für eine halbgare Lösung und falsche Vorbilder, denn wer will schon „Halbgare Lösungserzeuger, die Applaus brauchen“?
Fehler Nummer zwei ist das unreflektierte Ausrufen von maximalen Entscheidungsfreiheiten in solchen Notfallprogrammen. Natürlich braucht man in Notlagen erweiterte Kompetenzen, aber… Es geht in der Softwareentwicklung nicht um Menschenleben und die allermeisten Taskforce Teams sind nicht oder nicht ausreichend sensibilisiert, so dass sie mit den gewährten Sonderrechten sorgsam und abwägend umgehen würden. Und so ganz obendrauf kommt hier, dass die gewährten Rechte dem Entwicklungsteam vorher schon gut zu Gesicht gestanden hätten… Das fragt aber meist niemand.
Fehler Nummer drei ist jegliche fehlende Nachhaltigkeit. Gut, ich gebe zu: Das ist steht auch schon in den beiden vorherigen Fehlern irgendwie drin, aber hier nochmal ganz deutlich: Ein Problem mit Macht und Sondereinsatz zu bekämpfen sorgt nicht für weniger Ereignisse dieser Art in der Zukunft. Aber genau das wäre es doch, was ein erfolgreiches Umgehen mit einer Krisensituation mit sich bringen sollte. Nur dann kann „Aus Fehlern lernen wir“ werden…
Über was wollen wir nachdenken und lernen?
Hier ein deutliches Plädoyer für eure nächsten Taskforces: Vermeidet Helden, die eure Notfälle nur unter der Schaffung neuer Probleme lösen und dann unter Jubel abziehen. Wählt besser jemanden, der besonnen und umsichtig ist und die gegebenen Sonderrechte mit Abwägung einsetzt. Dazu sollte er euch eine klare Sicht darauf geben, was ihr in Zukunft besser machen könnt. Gute Feuerwehreinsätze zeichnen sich durch Professionalität, Ruhe, Abwägung und Prävention aus. Das sollten unsere nächsten Notfallhelfer auch leisten! Dann bekommen wir endlich erklärt, dass der Herd einen Knopf zum Ausschalten hat und wir nicht die Feuerwehr rufen müssen…