‚Positive oder konstruktive Fehlerkultur‘: Was ist überhaupt gemeint?

Tja, das ist eine gute Frage, denn ganz ehrlich, in vielen Fällen drehen viele Menschen ab, wenn sie Begriffe wie ‚positive Fehlerkultur‘ hören, da es oft inhaltsleer daherkommt. Dabei sind die gedanklich zugrunde liegende Basis, die Aussage und die damit verbundenen Haltungen durchaus positiv und es wert, betrachtet zu werden. Ich verbinde mit positiver oder auch konstruktiver Fehlerkultur ein gemeinsames Wertesystem, in dem es akzeptiert ist, dass Fehler passieren und aus diesen die Chance für Erkenntnis und Wachstum entstehen kann. Und ganz im besten Sinne einer ‚konstruktiven Fehlerkultur‘ möchte ich kurz beschreiben, was ich oft auch bei mir gesehen habe und was ich in Zukunft besser gestalten möchte.

Was sollten wir nicht machen?

Schauen wir zuerst auf zwei Dinge, die schwierig sind im Umgang mit ‚Fehlerkultur‘ und mir oft auffallen. Als Erstes wird die Begrifflichkeit ‚Fehlerkultur‘ häufig einseitig als ‚verkappte Aufforderung‘ an Mitarbeiter verpackt. In diesem Fall ist die Richtung vorgegeben, in der Fehler kommuniziert werden, nämlich nach oben. Damit wird auch der Charakter der ‚Fehlerkultur‘ festgelegt, als ein Mittel zum Berichten und zur Kontrolle anderer. Wenn ‚positive Fehlerkultur‘ als Kontrollmittel eingesetzt wird, dann halte ich dies für schlichtweg falsch. Mein zweiter Punkt kommt häufig so daher: „Jaja, wir haben eine positive Fehlerkultur, aber wie konnte das denn passieren (du Idiot)?“. Hierin stecken fehlende Transparenz, keine vernünftig abgesprochenen Rahmenbedingungen und/oder schlichtweg fehlendes Vertrauen. Wenn dem so ist, dann sollte zuerst an diesen Punkten gearbeitet werden, denn sie sind ein Teil der Basis, auf der eine konstruktive Fehlerkultur entstehen kann.

Was wollen wir probieren? Wie entsteht eine Basis?

Für einen konstruktiven Umgang mit Fehlern ist Vertrauen der wichtigste Faktor. Nur wenn ich mir sehr sicher bin, dass konstruktiv und nicht sanktionierend mit Fehlern umgegangen wird, werde ich im Sinne einer ‚konstruktiven Fehlerkultur‘ handeln können. Andere, im Speziellen die Unternehmensleitung und Führungskräfte müssen durch ihr Handeln signalisieren, dass sie ebenfalls früher, umfassender und transparenter bei eigenen Fehlern handeln und informieren. Wenn diese Haltung breit getragen wird, kann ein offnener Umgang mit Fehlern entstehen. Erst jetzt öffnet sich der Raum für alte Denkmuster, die häufig zum Fehler geführt haben, zu hinterfragen. Für mich müssen das Feiern von Erfolgen und das positive Umgehen mit Fehlern miteinander Hand in Hand gehen. Sie bedingen und benötigen sich gegenseitig, um erfolgreich arbeiten zu können. Deswegen würde ich Fehlern den gleichen Raum zugestehen, den wir auch unseren Erfolgen geben. Dies kann beispielsweise durch Kommunikation in unternehmensweiten Meetings oder Erwähnungen in off- und online Medien geschehen.

Es würde mich freuen, wenn ihr eure Gedanken dazu mit mir teilen würdet, sei es online in einem der Legacy & Innovation Events oder über mein XING-Profil.