Hybride Arbeitsformen werden für die absehbare Zukunft die klassische Büroarbeit ersetzen. Was ich darunter verstehe und warum ich glaube, dass dies so sein wird, möchte ich in diesem Artikel vorstellen.
SEACON Panel Diskussion
Mit dem vorläufigen Ende der Pandemie, stellt sich vermehrt die Frage, ob alle wieder ins Büro zurückkehren müssen. Vor einigen Tagen habe ich an einem Streitgespräch zum Thema „Hybrides Arbeiten“ teilgenommen. Dieses Gespräch war als hybrides Meeting mit mehreren Teilnehmern organisiert. Davon fanden sich einige physisch in unserer intersoft Lounge in Hamburg zusammen. Andere wiederum waren remote zugeschaltet – und das sogar aus Italien.
Hybrides Arbeiten versus Hybride Meetings
Das bringt mich zur ersten Fragestellung: Was ist eigentlich hybrides Arbeiten und was sind hybride Meetings? Wo liegt da der Unterschied?
Ich versuche mich daher mal an einer Definition. Hybrides Arbeiten bedeutet für mich, dass die Arbeit an wechselnden Orten stattfindet. Das kann sich auf die Mitglieder einer Organisation beziehen, von denen einige im Büro arbeiten, während gleichzeitig andere zum Beispiel von zu Hause aus arbeiten. Dies kann sich aber auch auf einzelne Personen beziehen, die meistens von zu Hause aus arbeiten, an manchen Tagen im Büro sind und vielleicht auch mal von unterwegs arbeiten.
Hybride Meetings sind eine Untermenge von hybrider Arbeit. Da hybride Meetings eine besondere Herausforderung darstellen, genießen sie in Diskussionen über neue Arbeitsformen vermutlich zu Recht eine besondere Aufmerksamkeit. Bei hybriden Meetings sind mehrere Teilnehmende physisch in einem Raum zusammen, während gleichzeitig andere Teilnehmende remote zugeschaltet sind.
Remote Work in Pandemie hat funktioniert
Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass remote Arbeiten gut funktioniert. Unsere Softwareentwicklungsteams sind produktiv. Der äußere Zwang hat insoweit als Treiber in meinen Augen sehr positive Entwicklungen in Gang gesetzt.
Für persönliche Meetings haben mehrere Kollegen neue Formen der Arbeit erprobt. So hat sich das gemeinsame Spazierengehen für Face-to-Face-Gespräche sehr bewährt.
Für kreative Workshops, in denen neue Themen bearbeitet werden sollen, fehlt bei den remote Formaten jedoch der direkte Austausch. Auch moderne Werkzeuge zur Kollaboration wie Miro-Board oder Videokonferenzen mit Teilgruppen sind da nur eine Behelfskonstruktion. Die Bandbreite der Kommunikation ist doch sehr stark eingeschränkt. Die Körpersprache lesen, einem Gesprächspartner auch mal ins Wort fallen, um Dynamik zu erzeugen, funktioniert nicht so recht. Im Gegenteil, durch die Latenz bei der Audio-Übertragung wird das Unterbrechen eines Sprechenden sehr schnell als kontraproduktiv empfunden.
Was deutlich zu kurz kommt, ist der soziale Aspekt von Arbeit. Der soziale Kontakt, der über reine Arbeitsgespräche hinausgeht, fehlt vielen Kollegen. Unsere Versuche, dies durch remote Formate auszugleichen, waren so halb erfolgreich.
Die Zukunft ist Hybrid
Sehr viele Kollegen haben in den letzten beiden Jahren festgestellt, wie gut das remote Arbeiten für sie persönlich funktioniert. Bei manchen fallen jeden Tag mehr als zwei Stunden Wegezeit weg. Das ist ein ganz unmittelbarer Gewinn an Lebensqualität. Aus Unternehmenssicht hat das remote Arbeiten ebenfalls gute Ergebnisse gebracht. Die Produktivität unserer Entwicklungsteams hat sich beim Wechsel zur remote Arbeit nicht verschlechtert. Gerade bei der standortübergreifenden Zusammenarbeit haben wir sehr positive Effekte beobachtet. Alle Teilnehmenden in Meetings begegneten sich plötzlich auf Augenhöhe. Das Zusammengehörigkeitsgefühl hat hier deutlich zugenommen. Daher bin ich überzeugt, dass wir auch zukünftig einen hohen Anteil am mobilen Arbeiten haben werden.
Es gibt auf der anderen Seite auch Kollegen, die dauerhaft wieder ins Büro zurückkehren wollen. Sei es, weil sie in der Wohnung nur eingeschränkten Platz zur Verfügung haben oder sie aus anderen Gründen eine klare Trennung zur Büroarbeit haben möchten. Das ist natürlich völlig in Ordnung und wir werden dafür geeignete Arbeitsplätze im Büro schaffen.
Wenn die meisten Kollegen mobil arbeiten, stellt sich die Frage, was dann noch fürs Büro bleibt. Welche Aktivitäten finden sinnvollerweise im Büro statt? Wie sind dafür die Büros entsprechend zu gestalten? Nach unseren oben geschilderten Erfahrungen geht es vor allem um die sozialen Aspekte von Kommunikation. Es bieten sich also Workshops zur Erarbeitung von Themen oder typische Rituale von Scrum-Teams wie Retrospektiven oder Planning-Meetings an. Dafür braucht es Flächen, auf denen ein Entwicklungsteam zusammenkommen und gemeinsam arbeiten kann. Wir arbeiten daher derzeit an einem Bürokonzept, das diese Aspekte berücksichtigt.
Jetzt den Übergang gestalten
Wir befinden uns nun wieder in einer spannenden Phase des Übergangs. Wie genau das neue Normal, also nach meiner Einschätzung das hybride Arbeiten jedoch aussehen wird, ist derzeit nicht sicher. Wir arbeiten auf der Basis von Hypothesen und versuchen uns bestmöglich vorzubereiten. Experimentieren, Erfahrungen sammeln und regelmäßige Anpassungen werden unsere Taktik bestimmen.
Welche Erfahrungen habt ihr bisher zu hybridem Arbeiten gemacht? Wo geht bei euch die Reise hin? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen. Schreibt mir gerne auf LinkedIn.