Zum Anfang ein Klassiker aus dem Arbeitsalltag: Du schickst an einen größeren Teamverteiler die Bitte, sich um ein Thema zu kümmern – und niemand wird aktiv. Woran liegt das? Und was könntest Du vielleicht anders machen?

Ein Beispiel aus meiner Freizeit. Ich habe meine Pferde in einem Offenstall stehen. Das bedeutet, dass wir Besitzer uns als Gemeinschaft um alle Aufgaben rund um die Fütterung und Sauberkeit selbst kümmern. Besonders beliebte Arbeit bei allen: das Abäppeln – also das Sauberhalten von Stall und Weide vom Pferdemist. Man läuft mit Schaufel, Harke und Schubkarre über die Flächen und sammelt alles ein, was da herumliegt. Herrlich – besonders bei Regen und Matsch!

Warum erzähle ich Euch davon?

Weil sich gerade hier gezeigt hat, wie wichtig klare Absprachen sind. Wir hatten mal eine Zeitlang die Absprache: Jeder kümmert sich, wenn er da ist. Was sich erst einmal gut anhört, denn wir sind ja alle erwachsen, pflichtbewusst und kooperativ. Und wir wollten das Thema ohne große Regelungen handhaben. Leider hat sich diese Absprache schnell als nicht zielführend herausgestellt. Denn wir waren alle viel zu unterschiedlich oft da. Mache nur einmal die Woche, andere mehrmals die Woche. Und ich z. B. zweimal am Tag. Hieße die Absprache dann, dass ich zweimal am Tag etwas machen muss? Oder mir immer aussuche, wann ich etwas mache? Mich hat es auf jeden Fall ständig in einen Konflikt mit mir selbst geführt – mache ich jetzt was oder lasse ich es liegen? Was ist denn nun gerecht im Gegensatz zu dem Arbeitseinsatz der anderen usw.

Welche Regel haben wir jetzt?

Die neue Regel heißt nun: Jeder von uns bekommt eine Woche Arbeitseinsatz, in der er von Montag bis Sonntag zuständig ist. Wie sich jemand die Woche dann einteilt, ist seine Sache. Es geht von mehrmals die Woche wenig Arbeit oder einmal wöchentlich viel. Dazu gibt es einen rotierenden Plan, wenn jemand in seiner Woche nicht kann, tauscht er mit jemand anders. Und seit dem läuft es rund und es ist immer ordentlich bei uns. Interessanterweise gibt es sogar mal den ein oder anderen, der aus Langeweile in der Woche den anderen freiwillig mithilft.

 

Und die Moral von der Geschicht?

Die Quintessenz der Geschichte heißt für mich: geteilte Verantwortung gern – aber nur mit eindeutigen Absprachen. Damit keiner in die Verlegenheit kommt zu grübeln, was nun richtig oder falsch ist. Menschen sind sehr verschieden in ihren Ansprüchen, Denkweisen und Handlungen. Schwammige Absprachen fördern Missverständnisse und erhöhen das Konfliktpotenzial, da jeder Mensch ein anderes Gerechtigkeitsempfinden hat.

Das gilt in der Freizeit genauso wie bei der Arbeit. Da wir immer stärker im Teamkontext mit geteilter Verantwortung arbeiten und weniger in abgegrenzten Arbeitsgebieten, empfinde ich eine eindeutige Kommunikation als wichtige Stellschraube für den gemeinsamen Erfolg. Im Arbeitskontext findet es sich wieder, wenn es z.B. um das Festhalten von Ergebnissen aus einem Meeting oder einer Retrospektive geht. Gerne wird dann aufgeschrieben: Wir brauchen ein neues Vorgehen, aber nicht wer sich bis wann konkret darum kümmert. Oder es wird bei einem Servicechat, über den Anfragen hereinkommen, gesagt, dass sich alle darum kümmern. Auch stellt sich die Frage: Was heißt das dann genau? Wer zuerst die Anfrage sieht, kümmert sich und lässt seine Arbeit liegen? Oder jeder bearbeitet drei Anliegen am Tag? Die unklare Absprache kann nur dazu führen, dass sich Kollegen ungerecht behandelt fühlen, weil sie mehr übernehmen als andere. Und andere, die langsamer sind, haben eventuell ständig ein schlechtes Gewissen. Also lasst uns solche Situationen ändern: Klare Absprachen = geteilte Verantwortung = funktionierendes Teamwork.

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