Ich möchte von einem Team erzählen, welches jüngst eine große Enttäuschung erlebt hat. Was können wir daraus mitnehmen?

Das Team hat an einem neuen, kleinen Produkt gearbeitet, welches der Fachbereich als Komponente in anderen Produkten einsetzen wollte. Der Bedarf wurde erläutert und vom Team begeistert aufgenommen. Es hat sich mit dem Fachbereich getroffen und zusammen sind sie schnell zu einer einheitlichen Sicht gekommen. Das Team hat mit voller Elan losgelegt, das Produkt zu bauen. Dann kam es im Fachbereich zu unruhigen Zeiten, es wurde keine Zeit mehr gefunden, zusammen mit dem Team am Produkt zu arbeiten. Naja, nicht schlimm, das Team wusste ja genau, was der Bedarf des Kunden ist. So ging einige Zeit ins Land und das Team hat das Produkt fertiggestellt. Tatsächlich kam kurze Zeit später der Kunde und wollte das Produkt einsetzen. Als er das Produkt dann zum ersten Mal in die Hand nehmen konnte, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. So wollte und konnte der Kunde das Produkt nicht einsetzen.

Was war passiert?

Es stellte sich heraus, der Fachbereich war nicht der einzige Kunde. Mit Anpassung der Systemlandschaft haben sich auch die Entscheider gerändert. Zusätzlich kam noch heraus, dass sich der Kunde das Produkt auch vor den unruhigen Zeiten nicht in der Intensität angeschaut hat wie gedacht.

Das Team hat sich sicherlich verantwortlich für das Produkt gefühlt. Um jedoch in die Verantwortung zu gehen, sollte sich das Team ständig mit der Frage „Was kann ich als Team bzw. ich als Teammitglied aktiv tun, damit das Produkt ein Erfolg wird?“ auseinandersetzen. Diese Frage muss sich neben dem Product Owner auch der Agile Master und jeder Mitarbeiter des Entwicklungsteams ständig stellen. Wichtig ist, dass der Kunde inkl. aller Entscheider zu jeder Zeit vollständig bekannt und aktiv eingebunden ist. Wenn der Kunde signalisiert, dass es bei ihm im Moment heiß hergeht, sollte sich dann ein Team zurückziehen und isoliert am Produkt einfach weiterarbeiten? Selbst wenn das Team denkt, die Anforderungen zu kennen?

Was empfehle ich dem Team?
Seid euch von Anfang an sicher, wer euer Kunde, wer die Entscheider sind. Bindet sie regelmäßig ein und habt im Blick, dass sich dieser Personenkreis im Laufe der Zeit verändern kann. Wenn ihr euch für ein Framework wie Scrum entscheidet, nutzt es konsequent. Gerade das Zusammenspiel der Bestandteile ist der Gewinn, nicht jeder einzelne Aspekt für sich.

Epilog
Mittlerweile konnte das Team einen anderen Fachbereich vom Produkt überzeugen. Ende gut, alles gut? Ja und nein. Das Beste ist es doch, Frust gar nicht erst entstehen zu lassen.